Romuald Traugutt

 

(1826-1864), letzter der drei Diktatoren im Januaraufstand 1863/64.
Als erster Vertreter des sächsischen Familie war ein Gardeoffizier des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs Augusts des Starken (1670–1733) nach Polen gekommen. Romualds Großvater nahm am Kościuszko-Aufstand 1794 teil. Romuald Traugutt wurde am 16. Januar in dem Dorf Szostakowo (heute Weißrussland) geboren, das sein Vater gepachtet hatte. Seine Mutter starb, als er zwei Jahre alt war, daher wurde er von seiner Großmutter aufgezogen, die ihm polnischen Patriotismus und katholische Wertvorstellungen vermittelte. Er schlug eine militärische Laufbahn ein. 1845-1861 war er Offizier in der Armee des russischen Zaren. Er nahm an der Niederschlagung des ungarischen Aufstands 1848/49 und dem Krimkrieg (1853–1856) teil und lehrte am Militärinstitut in St. Petersburg. Nach seiner Rückkehr vom Feldzug in Ungarn heiratete er Anna Piekiel, Tochter eines Juweliers. Sie hatten zwei Töchter, Anna und Alojza Traugutt. 1861 wurde Traugutt auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst entlassen. Beim Januaraufstand kämpfte er von Mai bis Juli 1863 in den Abteilungen der Aufständischen bei Kobryń (heute Weißrussland), und vom 26. August an in Warschau, wo er Kontakt mit der Kriegsabteilung der Nationalregierung aufnahm und zum General befördert wurde. Nach dem Fall der „roten” Regierung, die im Gegensatz zu den „Weißen” radikalere soziale und demokratische Reformen forderte, übernahm er am 17. Oktober als militärischer Diktator die Macht. Traugutt wohnte in der Smolna-Straße 3. Er wurde am 11. April 1864 verhaftet und am 5. August in der Warschauer Zitadelle gemeinsam mit den Direktoren der Nationalregierung Roman Żuliński, Józef Toczyński, Rafał Krajewski und Jan Jeziorański erhängt.

[Quellen: Joanna Rusin, Człowiek świętego imienia. Legenda Traugutta w piśmiennictwie polskim w XIX i XX wieku, Rzeszów 2002; Stanisław Herbst (Hg.), Encyklopedia Warszawy, Warszawa 1975]