Józef Mieczysław Pfeiffer

 

(1888-1969) – Unternehmer in der Gerber-Industrie und ehrenamtlich Tätiger.


Er wurde am 16. Februar 1888 in Warschau geboren. Er war der Sohn des berühmten Unternehmers in der Gerber-Branche und ebenfalls ehrenamtlich aktiven Stanisław Leopold Pfeiffer (1856-1929) mit Maria Emilia geb. Temler (1862-1956). Er machte seinen Abschluss an der Edward-Rontaler-Handelsschule und setzte dann seinen Bildungsweg in Wien fort, wo er am wissenschaftlich-empirischen Institut für Gerber-Industrie von Wilhelm Eitner lernte. Er leistete ein Praktikum ab und arbeitete dann in der Familien-Gerberei „Brüder Pfeiffer“ in der Smocza-Straße 43, wo er alle Karrierestufen vom Praktikanten über den Gesellen bis hin zum technischen Direktor durchlief. Er war Vorstandsmitglied der Gesellschaft „Brüder Pfeiffer“ und erfüllte Verwaltungsaufgaben in Unternehmen, die mit der Familie verbunden waren: in der Buchhandelsgesellschaft „Gebethner und Wolff” und in der Aktiengesellschaft der Gerberei-Fabriken „Temler und Szwede”. Er nahm auch am gesellschaftlichen Leben teil: unter anderem organisierte er als Vertreter eines Bürgerkomitees während des Ersten Weltkriegs die Kommission zur Brot- und Mehlverteilung, deren Vizevorsitzender er wurde. Er war außerdem Vorsitzender des Polnischen Industrieverbandes der Gerber und der Kreditgesellschaft der Polnischen Industrie.


Im September 1939 meldete er sich als Freiwilliger beim Bürgerwehr-Hauptkommando. Er wurde für den Posten des Kommandanten der Bürgerwehr des fünften Bezirks Warschau-Nord nominiert und übernahm gleichzeitig de facto das Amt des Kommissars des fünften Polizeikommissariats, der mit den Behörden Warschaus evakuiert worden war. Er machte sich für die Stadt und seine Einwohner verdient, indem er die Ordnung beibehielt und in der für Warschau so schwierigen Zeit der Belagerung Hilfe für die Bevölkerung des ihm unterstellten Bezirks organisierte. Während der Besatzung arbeitete er mit der Heimatarmee zusammen. Für seine Handlungen zu dieser Zeit erhielt er den Tapferkeitsorden und das Silberne Kreuz Virtuti Militari. Während der deutschen Besatzung organisierte er außerdem Hilfe für die jüdische Bevölkerung, indem er die Nähe der Gerber-Fabriken zum Warschauer Ghetto nutzte. Er verhalf so einigen Menschen zur Flucht aus dem Ghetto. Zur Zeit des Ghetto-Aufstands im Jahr 1943 diente das Gelände der familieneigenen Fabrik als Waffenlager der Jüdischen Kampforganisation.


Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte Józef Mieczysław Pfeiffer die Zentralverwaltung der Gerber-Industrie. Er baute die Familien-Gerberei „Temler und Szwede” wieder auf. Nach ihrer Verstaatlichung und Umwandlung in die Warschauer Gerberbetriebe – Gerberei 1 wurde er deren Verwaltungsdirektor. Er arbeitete als Berater im Ministerium für Industrie und Handel. Er war mit Maria Filipina Gebethner (1890-1949) verheiratet und hatte drei Töchter. Er verfasste das Buch „Erinnerungen eines Warschauer Unternehmers“. Er starb am 29. Oktober 1969 und wurde auf dem evangelisch-augsburgerischen Friedhof in Warschau begraben.